Anker bitte halte!

So, wir haben es geschafft und sind glücklich mit neuem Refit in Sardinien losgefahren weiter auf unserer Reise Richtung Westen.

Das Wetter um diese Jahreszeit ist allerdings nicht unbedingt der beste Wegbegleiter den man haben kann. Das Übersetzten von Sardinien nach Spanien - unser Ziel ist Menorca - ist im Herbst eine ziemliche Herausforderung, da sehr oft sehr, sehr starke Winde (bis 45 kn) vom Land der französischen Küste Richtung Süden wehen. Bedingt durch die große Meeresfläche hat die Welle die Zeit, eine so richtig schön groß Welle zu werden.

Wie haben das die Seefahrer früher gemacht, nur mit dem Barometer und dem Wissen und der Erfahrung - ohne Windfinder und Windy, ohne jegliche technische Unterstützung zur See zu fahren. Das möchte ich mir gar nicht vorstellen!

Dank Windy und Windfinder und und, können wir ganz leicht sehen, welches Wetter uns in den nächsten Tagen erwischen könnte.

Wir gaben Gas und statt die nächsten 2 Tage gemütlich durch die Straße von Bonifatio zu fahren und uns des Nächtens gemütlich auszuschlafen, sind wir 3 Nächte und 2 Tage durch’gefahren’.

ZU ZWEIT!!!

Wie Ihr ja wisst sind Nachtfahrten für mich persönlich eine wirkliche Herausforderung, mein Mann Christof ist da unbeirrt und ein echter Fels in der Brandung. Er blickt aufs Meer, der Mond spiegelt sich im tiefschwarzen Wasser und er sagt zu mir „Ist das nicht wunderschön“. Ich denke mir nur, „Oh Gott!“.

Wir haben es geschafft, nur die letzten 120 Seemeilen war das Wetter nicht so nett zu uns. 33 kn Wind genau auf die Schnauze und eine Welle … wie auf der Hochschaubahn im Prater.

Gegen 22h in der Nacht sahen wir erstmals Lichter von Menorca, es ist nicht mehr weit. Und dann endlich die Einfahrt in den wunderschönen Naturhafen von Mahón.

Durch eine Straße von Schluchten auf denen alte spanische Festungsmauern sitzen - fuhren wir im Schneckentempo zu unserem geplanten Ankerplatz.

So ein Ankermanöver ist bei Tag nicht wirklich schwierig. Ausschauen halten wie tief es in der Bucht ist, einen Kreis abfahren, der so ungefähr die Länge der Ankerkette ist und dann das Ding ins Wasser lassen, Retourgang und Gas geben um zu schauen ob der Anker auch hält.

Er hielt nicht! Der Anker grub sich in den schlammigen Untergrund voller Seegras nicht ein. Mittlerweil total übermüdet versuchten wir es zum dritten Mal. Rumps. Er hält. Endlich Ruhe und Sicherheit.

Der automatische Ankeralarm wird aktiviert und endlich schlafen. Bis es pfeift und piepst … und Chrizzly aufspringt und meint: ‘Der Anker hält nicht!’

Der auflandige Wind hat selbst in der Bucht auf über 30kn zugelegt und wir rutschten immer näher gen Land. Hilft nichts. Trotz, nun auch noch beginnendem Regen, rein ins Schwerwettergewand - darunter nur Unterhose und Leiberl - ab nach vorne zum Ankerkasten und das ganze Manöver noch einmal.

So, Anker bitte halte!

Ursula Jäger