Neuer Bekannter

Es ist 19.00 Abends und die Hamaka flitzt mit 9 Knoten Richtung Süden. Bis auf ein paar Bohrtürme und einem Fischerboot weit draußen nichts zu sehen - nur der wunderschöne Vollmond. Meine Schicht von 18.00 bis 22.00 - sehr human!

Die letzten Tage in Itacare waren überaus ereignisreich.

Begonnen hat alles mit der Einfahrt in den Hafen von Itacare. Hafen ist jetzt fast übertrieben, eine Bucht in der eine Menge Fischerboote liegen die sich hinter ein paar Felsen mit einem Leuchtturm und einer gigantischen Sandbank und einer durchschnittlichen Wassertiefe von 3,5 bis 4 Meter in der Fahrrinne. Bei Tageslicht und Flut nicht einfach aber absolut machbar, bei Nacht und Ebbe ist die Sache schon etwas trickreicher. Vielleicht schlafen wir wirklich zu lange wie Chrizzly immer sagt, aber wir schaffen es halt immer in der Nacht anzukommen.

Diesmal waren wir unschuldig, wir mussten entgegen den Prognosen kreuzen und der Wind war leider nicht stark genug. Also war es wieder Nacht bei unserer Ankunft und leider auch Ebbe, durchschnittliche Wassertiefe minus 1,5 Meter Tide und unser Tiefgang 1,2 m. Das wird bei einer sich ständig verändernden Sandbank dann doch spannend.

Unsere übliche Vorgehensweise, Lion und ich am Bug mit Scheinwerfer ausgestattet auf der Suche nach sich brechenden Wellen ob eines Riffs oder einer Sandbank und der Frage „Sieht man schon den Grund?“. Chrizzly am Echolot und Frontview, einer ziemlich sinnvollen Einrichtung, die bis 100m nach Vorne die Tiefe scannt und bei Flachwasser alarmiert.

Wir steuern den Leuchtturm von Itacare - der auf einer kleinen Felsengruppe sitzt - bei ziemliche dunkler Nacht an. Mit Google Maps und Satellitenonlinekarten die unsere genaue Position erfassen, versuchen wir der Sandbank mit den brechenden Wellen und der ersten Landbucht auszuweichen. Wir am Bug sehen keinen Grund! Das Wasser ist zu trüb! Also kann man nur mehr nach den Geräten fahren. 1,8m; 1,4m; 1,2m; … eigentlich müssten wir aufsitzen … und in dem Augenblick stockt das Boot seine Fahrt - wir sitzen auf!!! Hoffentlich ist nur Sandboden, das wäre ja naheliegend an der Sandbank! Erschwerend kam hinzu, dass die Welle uns ziemlich unkontrolliert angeschoben hat. Wir kamen wieder frei, mussten insgesamt 3 mal vom Fleck weg retour fahren, echt Stress. Wir überlegten schon weiterzufahren, die Einfahrt war nicht zu schaffen.

Letzter Versuch! Es gelang! Im Schritttempo überwunden wir die schwierige Stelle. Wir waren im eigentlichen Hafen angelangt, die bunten Fischerboote liegen ruhig im Wasser an Bojen und wir suchen uns unseren Ankerplatz, fahren ihn ab und bleiben mitten im Hafenbecken stecken. Vorsichtig wieder retour. Nach ca. 2 Stunden der ganzen Action haben wir endlich den Anker gesetzt und waren sicher. Die Nerven blank und bereit für einen Manöverschluck.

Plötzlich paddelt aus der dunklen Nacht ein kleines, typisch brasilianisches Fischerboot zu uns. Der Mann am Boot fragt uns ob eh alles ok ist. ‘Ja, alles Ok’. Chrizzly nahm dann den Manöverschluck mit Matubi, so hieß der nette Einheimische.

Ursula Jäger