Die letzte Bucht

4 Monaten sind vergangen seit wir nach unserer Atlantiküberquerung in Brasilien gelandet sind.

Wir sind die ersten Wochen wie paralysiert durch die Veränderung des Lebens am Boot, des Landes und der Hitze gewesen. Ich habe diese ganz Reise sehr oft als ausschließlich beschwerlich empfunden. Ungeachtet der Traumstrände und des türkisblauen Wassers bleibt man doch immer in sich selbst gefangen. Nur weil man im Paradies ist fühlt man sich nicht zwangsläufig paradiesisch.

Loslassen ist ein Prozess der anscheinend Menschen wie wir - die ihr ganzes Leben mit dem Willen Dinge zu bewegen und teilweise unmenschlichen Kraftaufwendungen ihren Lebensweg gegangen sind - ein schwerer Prozess.

Mein Motto war immer: „Machen, nicht nur davon reden!„ Das bedeutet aber auch Anstrengung und Druck. Diesen Druck von einem Tag auf den anderen im wahrsten Sinn des Wortes über Board zu werfen geht nicht. Es geschieht langsam von Tag zu Tag, Stunde zu Stunde, wie beim guten alten Kelomat.

Vor 7 Monaten haben wir die Annehmlichkeiten Österreichs gegen dieses Leben getauscht, das ständige Unsicherheit und selten wirkliche Erholung und Ruhe bringt. Ich könnte jetzt hunderte Dinge aufzählen, die das Leben im Paradies sehr strapaziös machen. LOS GEHTS!
Hitze, Wellen, Stürme, Angst vor Kriminalität (die wir nie erlebt haben), Boatrepairs, mehrere zerrissene Segel, Sandbänke, Anker die nicht halten, Kakerlaken (zum Glück waren es genau 3 Stück), unfassbare schneller Reifeprozess bei allen Früchten und Obst, Durchfall, ständiger Regen, kein Süßwasser da der Watermaker 3 Monate kaputt war, wenn du in den Lebensmittelschrank (der unter der Sitzbank ist) möchtest musst du das halbe Boot zerlegen, ein nerviger Kapitän und ein nerviger Sohn und selbst der Kater Fixi war oft nervig (ihm war einfach langweilig) und ich selbst mit meinen Launen und meinem Unmut über all dieser Dinge.

Und die positiven Seiten des Paradieses: endlose weiße Sandstrände, türkisblaues Wasser, Sonne ohne Ende, Ananas die unfassbar süß schmecken, viele wirklich freundliche Menschen, tolle tropische Landschaft, das Blau des Meeres und ... Verwirklichung der Träume! zum Teil zumindest.

Jetzt sind wir in der letzten Bucht von Brasilien! Next Stopp Uruquay. Es ist bereits Winter, das Meer hat 18 Grad, es ist stürmisch und regnerisch, das Boot ist klamm und feucht und das Tropenparadies liegt schon lange hinter uns, aber das nächste Paradies wird sicher auf uns warten.

Ursula Jäger