alles gut ...

Es geht uns gut, wir leben noch!

Indonesien, eine komplett andere Welt. Wir sind auf der Insel „Biak“ in „West Papua“ DIE Attraktion. Überall wo wir hinkommen möchten die Menschen Fotos mit den Weißen machen. Verkehrte Welt! Wir verbrachten nach unserer Überfahrt von „Vanuatu“ 2 erholsame Wochen in dem kleinen Städtchen „Biak“, zusammen mit unseren 3 neuen Buddybooten - Niederländer, Deutsche und Dänen im Alter von 22 bis Ende 30 - also im Alter unsere Kinder und so fühlte es sich auch ein bisschen so an.

Die Jungen und auch wir wollten weiter Richtung „Raja Ampat“ dort wo die traumhaften Bilder herkommen, die in unser Köpfen kreisen. Nach weiteren 3 Tagen erreichten wir die Inselgruppe „Wayag“. Die Schönheit der Natur auf diesem Flecken der Erde ist fast nicht zu fassen. Allein eine simple Dinghifahrt durch dieses Labyrinth an aus dem Wasser ragenden kleinen Zuckerhüten, ist ein einzigartig.

An einer etwas grösseren Wasserfläche, die umringt ist von diesen kegelförmigen grünen Bergen, fühlt man sich so beschützt wie in der Mitte eines Sees und hinter jedem Bergkegel könnte jederzeit ein Dinosaurier hervor kommen. Teilweise sind die Bergkegel gespalten und imposante Felswände ragen ins tiefe Wasser - perfekt um „deep water soloing“ (klettern über dem Wasser ohne Seil) zu betreiben.

Klettern auf so einem Felsen im nirgendwo ist eine Sache, der Fels ist scharf und man könnte schon etwas höher steigen, aber das ganze ohne Seil und dann vom Felsen aus ins Wasser springen ist, zumindest für mich, schon eine Herausforderung. Also kletterten wir vielleicht 6 meter hoch, aber glaubt mir, zum hinunter springen reicht das allemal. Unsere jungen Freunde waren entzückend und haben auf uns aufgepasst. Wenn die Alten einen ganzen Tag klettern waren, machten sie sich Sorgen und gingen mit Drohne und Dinghi auf die Suche nach uns - unser privates Rescueteam.


Ja und dann brauchten wir sie wirklich unser privates Rescueteam. Normalerweise würden Segler oder Reisende solche Geschichten nicht erzählen, geschweige denn niederschreiben. Aber ich glaube es hilft mir die Geschehnisse zu verarbeiten.

Ein normaler Morgen, ich bin wieder etwas mehr unternehmungslustig als Chrizzly. Klettern kann ich erst am Nachmittag bei high tide, also warum machen wir nicht einen kleinen Abstecher zu den Höhlen, die auch in unserer neu entdeckten Segler App „Noforeignland“ beschrieben sind. Das Wetter ist ruhig und nahezu keine Welle. Die Höhlen liegen alle an der Aussenseite der Inselgruppe und durch eine Höhle soll man sogar eine versteckte Lagune erreichen können. Also machten wir uns mit Drohne und Gopro auf Erkundungstour.

Der erste Höhleneingang ist an einer Felswand mit ca, 60 meter hohen Klippen, wunderschöne Felsformationen und wir konnten von aussen in die leuchtende Lagune sehen.

Die Einfahrt war total ruhig und tief. Eine leichte Welle am Ende der Höhle war zu bemerken und dann plötzlich merkten wir, dass die Lagune selbst wesentlich flacher war und mit den Dinghi nicht zu befahren ist. Die zurückkehrende Welle, bildetet aufgrund des Höhenunterschiedes einen derart starken Sog, dass es uns gegen die unterspülte Felskante gedrückt hat und das Dinghi unter dem Felsen festgesteckt ist. Es kam eine nächste Welle die wesentlich stärker und grösser war. Sie füllte das Dinghi, welches immer noch unter dem Felsen steckte mit Wasser. Chrizzly war an der der Aussenseite und konnte das Dinghi sofort verlassen aber ich war and der Felsseite und es schaute nur mein Kopf zwischen Dinghi und Felsen heraus. Also packte mich Chrizzly und zog mich aus dem Boot.

Der extrem starke Sog der nächste Welle, die Wellen wurden immer stärker bis zu 3 Meter hoch, schleuderte mich an die Felswand, und ich war gefangen unter Wasser und den Klippen, die natürlich von Korallen überseht sind. Das war das erste mal, das ich wirklich keine Luft mehr hatte und dachte ich werde jetzt ertrinken. Zwischenzeitlich hat Chrizzly versucht mich von meiner aussichtslosen Position unter dem Felsen wegzuziehen, damit ich wieder atmen kann, aber auch für ihn war es chancenlos. Er wurde unter das Dinghi gezogen und kämpfte selbst ums Überleben. Dann kurze Entspannung einen kleiner Luftschnapper und die nächste Welle packte mich. Völlig machtlos dagegen anzukämpfen, das Wasser ist unbezwingbar, und dann, abtauchen ohne genügend Luft und keinerlei Kontrolle wo es dich hinschleudert und wieder und wieder die nächste Welle.

Ich tuschte mit dem Kopf auf die Unterseite der Felsen und dachte mir, „Ok, das war es jetzt, jetzt wirst du ohnmächtig“, aber nach ca. 3 Minuten schaffte ich es eine Art Lufthöhle unter dem Felsen zu finden in dem ich mich stabilisieren konnte.

Chrizzly hat es zurück in die Höhle gespült und kämpfte sich wieder Richtung Lagunenausgang wo er mich vermutete. Irgendwie habe ich es aus der Situation geschafft und fand Halt im Freiem auf den Korallen und dann sah ich Chrizzly das Dinghi haltend.

Bevor wir in die Höhle gefahren sind haben die Deutschen jungen Freunde uns von der Ferne von ihrem Dinghi aus zugewunken. Und dann sah ich sogar Finn den jungen Mann vor mir im Wasser. Er hat sich durch die Wellen zu uns vorgekämpft um uns zu helfen. Das war mindestens so gefährlich wie unsere Aktion.

Wir sassen nun völlig unter Schock auf den Korallen in der Lagune die mittlerweile nur mehr 20 cm Wassertiefe hatte und warteten auf die Flut in der Hoffnung, dann die Wellen überwinden zu können. Unser Freud Finn, der mit Flossen und Taucherbrille natürlich etwas besser ausgestattet war, konnte den Weg in einem Wellenruhepunkt zurück zu seinem Boot und seiner Freundin finden.

„Wenn wir nicht in den nächsten 3 Stunden zurück sind sollen sie uns bitte suchen“, war der Deal.

Wir nun gefangen in der Lagune. Die hohen Wellen versperrten uns den Weg nach draußen. Wir waren beide so unter Schock, dass wir gar nichts sagten nur „Ich wäre fast ertrunken“. Nach einer Stunde, in der sich die Wellen nicht beruhigten, begannen wir nach alternativen Möglichkeiten zu suchen und starteten die Drohne. Nur Dschungel um einem herum, selbst wenn wir den Weg hinauf auf die Klippen schaffen würden - von 50, 60 Meter hohen Klippen springt maximal James Bond aber nicht wir und der nächste Sandstrand ist ewig weit weg. Also keine wirkliche Option. Die einzige Chance ist den gleichen Weg zurück. Als uns das bewusst wurde tauchen auf einmal Finn und Alex - 2 unserer jungen Freude - mit Ganzkörperneopren, Helm, Handschuhen und Schuhen, Seesack, und und und vor uns aus dem Wasser auf. Welche Erleichterung, wir sind nicht allein.

Beim Höhleneingang wartete Andrew mit dem starkem Dinghi. Unfassbar! Hoch professionell und völlig konzentriert erläuterten sie uns unsere einzige Option - den selben Weg zurück und gleich!

Der Wind wird stärker und somit auch die Dühnung - die lange Welle die vom Meer kommt und in die Höhle geht und die Welle am Höhlenrand, die uns immer wieder gepackt hat.

Nochmals an der Stelle vorbei an der ich wirklich, wirklich keine Luft mehr zum Atmen hatte, shit! Chrizzly nun auch mit Helm ausgestattet ging als erster flankiert von unserem jungen Rescueteam, und dann ich. Augen zu und durch, es gab keine Alternative. Völlig fokussiert warteten wir eine Wellenpause ab und dann los. Ich bin, glaub ich, noch nie in meinem Leben so schnell Richtung Freiheit geschwommen. Die Jungs haben dann das Dinghi unter höchsten Anstrengungen ebenfalls aus dem Weg durch die Höhle gebracht. Alles gut gegangen!

Aber ohne unserem Rescueteam…. ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was noch alles passieren hätte können. Das wirklich Erschreckende an diesen Geschehnissen war, dass ich die ganze Zeit die Gopro mitlaufen hatte und man meine Überlebensschreie unter Wasser hört und sieht. Das erspare ich euch lieber.

Natürlich sind wir von den Korallen total zerschnitten, den Kopf habe ich mir leicht aufgeschlagen und der Schock sitzt tief.

Heute - 3 Tage danach - fühle ich zum ersten mal wieder etwas wiederkehrende Kraft.

Höhlen mit Dinghi und Wasser werde ich glaub ich in Zukunft eher meiden.

Alles gut, wir leben noch.

Ursula Jäger2 Comments